Freitag, 28. Dezember 2012

Tanzen im Tempel und Familienwechsel

Mein Bericht ist mal wieder mehr als überfällig und ich dachte mir, wenn ich mich jetzt nicht aufraffe, werde ich nicht mehr hinterherkommen. 
Weihnachten erst mal außen vor gelassen, sind drei Dinge passiert, die ich euch nicht vor enthalten möchte.
Ich geh wie immer (zumindest versuche ich es) chronologisch vor, also hätten wir da zuerst die Coming of Age Ceremony am Sonntag den 09.12. Was das ist kann ich leider immer noch nicht ganz genau erklären, aber ich versuch es mal so zu sagen, wie ich es verstanden haben. Es ist eine Zeremonie, die das Erwachsen werden symbolisiert und von den Anhängern von Konfuzius praktiziert wird. Nunja zumindest findet es im Konfuzius Tempel statt. 
Danach gilt man dann irgendwie als Erwachsen, aber irgendwie auch nicht, denn in eine Disko komm ich deswegen leider immer noch nicht rein.
Aber jetzt mal genug mit meinen Erklärungsversuchen, ihr könnt euch sicher mehr darunter vorstellen, wenn ich einfach erzähle was wir gemacht haben und ein paar Bilder zeige.
Also zunächst mal mussten wir ziemlich früh dort antanzen, also kein ausschlafen am Sonntag.
Es hat sich unser ganze Distrikt getroffen, sogar die Leute von weiter weg aus Yilan oder Hualien. Außerdem auch noch der ganze Distrikt 3520, der noch größer ist als unserer, also war viel los!
Zunächst haben wir dann eine stink langweilige, total unverständliche (schlechtes Englisch + schlechtes Mikro) Führung im Regen durch den Tempel bekommen. Nicht empfehlenswert. Dann allerdings gings noch zu einem anderen Tempel, der viel älter ist und den ich persönlich viel hübscher fand. Außerdem war die Führung auch deutlich besser.














Anschließend gab es eine Probe von allem, was uns später so erwartet, damit wir auch ja nix falsch machen. Also erst mal schön Hände waschen, als Zeichen der Reinigung (allerdings war bei der Probe das Wasser noch aus!:D), dann eine Runde unter einem Tisch durchkrabbel (das symbolisiert glaub ich irgendwie die Kindheit und dann später das Aufstehen das Erwachsen werden oder so) und dann natürlich noch unsere Performance. 
Im Anschluss gabs schlechtes Mittagessen von Subway, für mich in Form von kaltem Labberbrötchen mit Salat. 
Fast wie eine Enttschädung für das schlechte Essen wurden danach aber "Geschenketüten" an alle verteilt. Darin war unser traditionell chinesisches Oberteil, ein Stempel mit unserem chinesischen Namen, eine Urkunde das wir an der Zeremonie teilgenommen haben und eine Haarspange für alle Mädchen(eigentlich eher ein Stäbchen das man sich ins Haar stecken kann) und ein Hut für alle Jungs.
Haarspange und Hut sind Teil der Zeremonie, die wurden uns später von unseren Gasteltern ins Haar gesteckt/auf den Kopf gesetzt. 
Als es dann endlich richtig los ging, lief eigentlich alles super. Es gab nur ein bisschen zu viele langweilige Reden. Aber wir haben schön Taichi getanzt und in meiner Gruppe hat bloß einer (nicht ich!) seinen Fächer etwa 3 Meter durch die Luft geschleudert. Ungeplant versteht sich. :D
Es war übrigens auch die ganze Zeit ein Kamerateam anwesend, weil irgendein super wichtiger Mann (ich denke Politiker) da war, der wohl sonst nie gekommen ist. Also eine richtig große Ehre und so... bloß kannte den natürlich kein Austauschschüler und wir haben ja auch nicht verstanden, was er gesagt hat, also wars uns ziemlich egal.
Dafür haben wir dem Kamerateam aber zu verdanken, dass wir doch tatsächlich im Fernsehn gelandet sind! In den taiwanischen Nachrichten! Das ist an sich eine super coole Sache, aber leider bin ich grad in einem etwas ungünstigen Moment aufgenommen worden. Wir haben grade eine Funny Face Picture zusammen mit allen Deutschen in meinem Distikt gemacht. Wir hatten ja keine Ahnung das wir gefilmt wurden. Und so lustig so ein Foto ist, so scheiße sieht es als Video aus! Aber seht selbst:







Eine der Performances vom anderen Distrikt.


Meine "Tanzgruppe"











Abends bin ich noch mit meiner Gastmutter auf ein Benefizkonzert gegangen, organisiert von Rotary. Die Künstler hatten (soweit ich es verstanden hab) alle ein Handycap. Mindestens 2 waren blind, das habe ich mitbekommen. Das Geld wird gespendet. Das ganze war ne ziemlich große Aktion, aber leider war die Musik größtenteils nicht so mein Geschmack. Immerhin waren ziemlich viele Austauschschüler dort.


Am nächsten Tag kam direkt das nächste große Ereignis. Die Koffer waren gepackt und ich bin umgezogen. Neues Haus, neues Zimmer, neue Familie...
Eigentlich bedeutet das, noch mal ganz von vorne anfangen. Man muss alles neue kennen lernen und sich in vielem umgewöhnen. Aber immerhin kannte ich meine neue Familie ja schon (ich hab schon einmal eine Woche hier gewohnt) und zum Glück kann ich auch sagen, dass die Unterschiede nicht zu groß sind. Also klar, das Haus ist total anders, mein Zimmer ebenso, die Familienkonstellation auch, genauso wie das Verhalten meiner Familie. Also ich würde sagen es ist durchaus anders genug. Aber immerhin gibt keine schlimmern neuen Regel oder einen total neuen Lebensstil, mit dem ich nicht klar komme.
Ich wohne immer noch in Shulin, nicht mal 10 Minuten Fußweg zu meiner ersten Familie. Aber ich wohne jetzt mitten in einem Wohngebiet, also lauter Häuser mit kleinen Straßen dazwischen. Ich würde die Gegend nicht als hübsch beschreiben, eher teilweise ein bisschen heruntergekommen, aber ich mag es. Es sieht aus wie in einem Anime und ich habe auf meine Weg zu Zug und Bus immer etwas zu sehen. 
Besonders ist, dass ich tatsächlich in einem Haus wohne, und nicht nur in einer Wohnung. Also wir haben ziemlich viel Platz hier. Mein Zimmer allerdings ist sehr klein, ca. 1/3 von meinem Zimmer in Deutschland, für alle die es kennen. Das stört mich aber nicht besonders, dafür finde ich es nicht so toll, dass mein Fenster zur Küche rausgeht. Ich könnte also durch mein Fenster in die Küche klettern, da ich daran aber kein Interesse hab, ist es immer geschlossen und der Vorhang davor.
Meine Familie besteht jetzt aus Mutter, Vater, zwei älteren Schwestern (ich glaube 20 und 23, bin aber nicht sicher^^) und einem jüngeren Bruder (16). 
Meine Geschwister mag ich alle sehr gern, meine Mutter im Grunde auch, bloß manchmal legt sie eine Denkweise an den Tag, die ich nicht nachvollziehen kann. Der Vater ist auch nett, und er findet mich total lovely (das wird mir jeden Tag gesagt, ich werde noch eingebildet :D), aber ich hab Schwierigkeiten. Er kann praktisch kein Englisch und sein Chinesisch hat einen so starken Akzent, dass ich es fast nie verstehen kann. Er versucht aber trotzdem immer ganz viel mit mir zu reden und ich lächel dann einfach vor mich hin. Sein großes Hobby ist Flöte üben, er ist aber noch Anfänger und spielt sowas wie Happy Birthday to you und Jingel Bells in Dauerschleife. Ehrlich gesagt nicht grade meine bevorzugte Musikrichtung. Weil mein Zimmer aber neben dem Wohnzimmer liegt, bekomme ich fast jeden Tag ein live Konzert. 
Das Beste an meiner neuen Familie ist definitiv, dass ich hier viel mehr chinesisch spreche!



Also insgesamt fühl ich mich super wohl hier in der Familie, es gibt nicht viel über das ich mich beklagen kann. (Ok, ich will ein Fenster!) Ich darf bis 11 ausgehen, meine Wäsche wird gewaschen (meine Leder Converse leider auch, meine Mutter war wohl ein bisschen übermotiviert mir zu helfen) und ich bekomme immer Essen und zwar super leckeres! Frühstück kauft immer morgens jemand für mich, bevor ich aufstehe, das sind z.B. Nudeln, oder ein Sandwich, oder eine Art Reisbrei...
Abends wird immer gekocht, meistens von der älteren Schwester und der Mutter, oder von der Haushälterin, die von Freitag bis Montag im Haus wohnt. 
Es gibt immer sehr viel vegetarisch und immer etwas was mir schmeckt. Anders als in Deutschland werden ja hier immer viele Gerichte nebeneinander serviert, also meistens Reis oder Nudeln, und unterschiedliches Gemüse, Ei, Tofu, und natürlich noch Fleisch und Fisch. Ganz schöner Aufwand finde ich, aber das kommt mir natürlich nur zu Gute!

Eine Woche später, am Samstag, hatten wir eine Rotary Weihnachtsfeier. Das war eine schöne Aktion, weil wir wieder den ganzen Distrikt vereint hatte, aber weihnachtlich war es gar nicht.
Wir wurden in Gruppen eingeteilt, ein Misch von Inbounds, den zukünftigen Outbounds (mein Gastbruder z.B. war da, weil der 2013/14 einen Austausch machen will) und Rebounds bzw. Rotex.
Dann haben wir Plakate gemalt, als Werbung für T-Shirts, die wir verkaufen sollten. Ja das klingt jetzt etwas seltsam nehme ich an, wir sollten für Rotary T-Shirts verkaufen... aber eigentlich war das bloß eine Art Wohltätigkeitsaktion, weil das verdiente Geld gespendet wird.



(nicht wundern übrigens, das Datum ist falsch)

Wir sind dann also durch die Stadt gelaufen und haben versucht die T-Shirts unter die Leute zu bringen. Meine Gruppe war leider äußerst unerfolgreich und dann haben Blake(von meiner Schule), eine Rotexer und ich auch noch den Rest der Gruppe verloren und wir hatten bloß noch ein Shirt in XXL (das wollte keiner). Also haben wir die Zeit anderweitig genutzt und der Rotexer (hab leider seinen Namen vergessen, aber er war echt nett) hat uns ganz viel leckeres Essen gezeigt.









Anschließend an den Verkauf sind wir in eine Keramikwerkstatt gegangen (der Stadtteil in dem wir uns befanden lebt hauptsächlich von Keramik, eigentlich kann man dort abgesehen von Essen nix anderes kaufen), und jeder durfte eine Tasse bemalen.


Weiter gings mit Abendessen, was lecker, aber super langweilig war. Während alle Anderen in ihren Gruppen zusammen sitzen konnten, musste ich als Vegetarier an einen extra Tisch, weil nur dort das vegetarisch Essen serviert wurde. Wer saß bei mir? Nur Rotarier, die ich bis auf eine Person alle nicht kannte.
(Ja, das ist ein Restaurant... mit Palmen und Wasserfall am hinteren Ende:D)

Dafür wurden im Anschluss dann die Geschenke verteilt. Wir sollten nämlich jeder eines mitbringen und außerdem gab es noch zusätzlich Geschenke von Rotary. Ich hab ein Duschgel bekommen und ein Anti-Cellulite Peeling + Creme. Meine Freude war groß, das glaubt ihr gar nicht.
Immerhin hat letzteres fast jedes Mädchen bekommen, ich glaub das wurde von irgendeinem Rotarier gespendet. 
Im Anschluss ging dann die "Party" los. Das Licht wurde ausgeschaltet, die Musik aufgedreht und es wurden Neonlichter in die Menge geworfen. Nach etwa 20 Minuten (die einige Brasilianer und Mexikaner dazu genutzt haben oberkörperfrei eine Show auf der Bühne abzuziehen) wurde es dann glaube ich etwas zu viel für taiwanische Verhältnisse und das Licht ging wieder an.
Kurze Zeit später hieß es auch leider schon Tschüss sagen und es ging Heim.



Damit beende ich diesen Eintrag. Es ist natürlich noch mehr passiert bis zum heutige Tag, vor allem natürlich um Weihnachten rum, aber das kommt dann im nächsten Post (der hoffentlich bald kommt).
Ich habe mir ja vorgenommen mit meinen extrem langen Alles-auf-einmal-Berichten aufzuhören, deshalb teile ich es halt einfach. Clever gell?:D





6 Kommentare:

  1. Hey, gestern ist deine Karte angekommen. Ich habe mich total darüber gefreut. Ich hab erst mal aber nicht gecheckt, von wem ich denn Air Mail bekomme, bis ich den Umschlag aufgemacht hatte.
    Es ist überhaupt nicht schlimm, dass du so unterschiedliche Sachen, reingeschrieben hast. Meine Weihnachtsferien waren bis jetzt zum Gllück sehr entspannt, das muss aber auch mal nach der ganzen stressigen Schulzeit sein.
    Ich wünsche dir nachträglich noch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Liebe Grüße und hab dich auch lieb.

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  2. Hi,
    sitze gerade vor einer großen Tasse taiwanischem Assam Milk Tea (ohne Pearls), und genieße diesen.
    Danke nochmal für die vielen Kleinigkeiten aus deinem Weihnachtspäckchen.Das solltest du aber nicht nochmal machen, dein ganzes Taschegeld für Porto auszugeben. Es war ja unglaublich teuer!
    Ich freue mich riesig, dass du auch in er zweiten Familie gut klar kommst, auch wenn die Gedankengänge mancher nicht so klar strukturiert sind, wie du es vll gewöhnt bist. Ich drücke aber die Daumen, dass es mit dem Uni Chinesisch Kurs doch noch klappt und dass du auch einen zu deinem Nivea passenden Kurs findest.
    Viel Spaß Sylvester am 101 (wenn ihr einen Platz bekommt, wo ihr was sehen könnt), drück euch die Daumen.
    Hab dich ganz doll lieb und bin stolz wie immer. Mama
    Grüße auch von Hannah und Chi-Yen

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  3. Hi du Fernsehstar,

    ich schließe mich Mama in vollem Umfang an. Feier schön und komm gut ins Jahr 2013!

    Zuletzt noch eine Frage: Wer hatte denn die glorreiche Idee, ein XXL-T-Shirt bedrucken zu lassen? Gibt es überhaupt Taiwanesen, denen so etwas passt?

    LG, Papa

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  4. Liebe Sophie! Alle guten Wünsche kommen zu Dir an diesem wichtigen Tag. Alle zwei und vielbeiner drücken Dich ganz heftig und freuen uns immer über Deine Berichte! Ein ganz kleines Geschenk liegt wohl zu Hause im"Haus der zwei Flüsse". Liebe Grüsse von allen Flöhen vom Zirkus.

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  5. Schon 2 Monate kein neuer Blog Eintrag, echt schade....
    ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, weiß ja auch, dass du mit Schule und nebenbei Uni- Sprachkurs extrem eingebunden bist... vll klappts ja bald, mal ein paar updates zu geben. Hab dich lieb und freu mich, dich bald wieder daheim zu haben.

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